AD(H)S

Oft werden Kinder und Jugendliche, die von der Krankheit ADHS betroffen sind, „Zappelphilipp“ genannt, oder mit der Kinderfigur „Michel aus Lönneberga“ von Astrid Lindgren verglichen. Im Gegenteil dazu werden Kinder und Jugendliche, die unter ADS leiden als „Transusen“ und „Tagträumer“ bezeichnet.

Worin besteht der Unterschied zwischen ADS und ADHS?

Die Abkürzung ADS bedeutet AufmerksamkeitsDefizitSyndrom. Charakteristisch für ADS ist ein stark unaufmerksames und unkontrolliertes Verhalten. Kommt noch eine Hyperaktivität, also eine große Unruhe, hinzu, dann wird von ADHS, also AufmerksamkeitsDefizit-/HyperaktivitätsSyndrom gesprochen.

Was passiert bei AD(H)S?

ADS ist eine Störung der Informationsverarbeitung im Gehirn. Diese Informationsverarbeitung hängt mit dem Botenstoffen Dopamin und Noradrenalin zusammen. Noradrenalin sorgt für Aufmerksamkeit und Dopamin steuert den Antrieb und die Motivation. Ein Mangel oder einer verminderten Wirkung der beiden Botenstoffe hat eine gestörte Konzentration und eine Reizüberflutung, verursacht durch eine schlechte Hemmung und Filterung von Reizen, zur Folge.

Für die Hyperaktivität bei ADHS, kann ein Mangel an Serotonin, welches die Impulsivität und die Angemessenheit des Verhaltens steuert, schuldig sein. Dieser Mangel kann zu einer niedrigen Frustrationstoleranz und zu Problemen mit der Verhaltensanpassung führen. AD(H)S beginnt im frühsten Kindesalter. Lange Zeit dachte man, dass sich die Krankheit mit dem Jugendalter „auswachsen“ würde. Doch seit kurzem befassen sich Experten mit AD(H)S bei Erwachsenen. Nach Schätzungen zeigen etwa 5% der Bevölkerung diese Symptome, wie zum Beispiel: heftige Stimmungsschwankungen, sich in Gedanken oder in nebensächlichen Details verlieren. Oft wird bei Erwachsenen weder die Diagnose AD(H)S gestellt noch ist die Behandlung richtig und ausreichend. Viele Ärzte behandeln oft nur einzelne Symptome, da ihnen das Wissen über die vielen verschiedenen möglichen Symptome fehlt. Viele Patienten fühlen sich deshalb häufig nicht verstanden, weshalb sie oft ihre Ärzte wechseln.

Bei ADS, also einem Aufmerksamkeitsdefizit, handelt es sich nicht primär um zu wenig Aufmerksamkeit, sondern um eine Überempfindlichkeit der Wahrnehmung und einem „Nicht-aussortieren–können“ von Reizen. Für Menschen mit AD(H)S sind große Kaufhäuser, hektische, große Straßenkreuzungen oder riesige Menschenmassen ein Graus, da ihre Sinne auf alle Situationen und Begebenheiten gleich reagieren und ihr Gehirn nicht schnell genug die wichtigen von den unwichtigen Impulsen unterscheiden und filtern kann. Der Kraftaufwand, der das Gehirn unternimmt, um sich zu orientieren, ist hoch und macht die Betroffenen müde und traurig, oder aber auch aggressiv und rastlos. (ADHS-Patienten leiden darunter). Aber Vorsicht: Nicht jedes Kind, das zappelig oder unaufmerksam ist, hat AD(H)S! Zum Glück gibt es von Natur aus sehr verspielte und lebendige Kinder. Eine genaue ärztliche Diagnose ist deshalb notwendig!

Diagnose

Bisher ist die Lebens- und Familiengeschichte des Patienten der wichtigste Anhaltspunkt für die Diagnose. Die Diagnose wird nach Fragebögen, die meistens nach Verhalten in der Kindheit fragen, ausgewertet Bekannte Menschen, wie zum Beispiel Albert Einstein, Winston Churchill und Hermann Hesse, der in seinem Buch „Der Steppenwolf“ einen Betroffenen beschreibt, waren von AD(H)S betroffen. Menschen mit AD(H)S sind oft künstlerisch begabt und haben viel Phantasie.

Probleme von Jugendlichen mit AD(H)S

Die Symptome von AD(H)S bleiben nicht zwingend bis in die Pubertät bestehen. Oft verliert sich die Symptomatik in diesem Alter. Bei Mädchen werden die Symptome oft in der Pubertät erst sichtbar, da sie in der Kindheit eher durch Zurückgezogenheit anstatt Hyperaktivität auffallen. Bei Jugendlichen mit AD(H)S kann es zu einer verzögerten Entwicklung kommen. Die Jugendlichen zeigen dann oft Verhaltensweisen, die eher dem Kindesalter angehören. Zum Beispiel vermischen sie nach wie vor Realität und Fantasie und sie beharren auf ihre eigenen Sichtweisen.

Verschiedene Probleme, die während der Pubertät auftreten können

  • Probleme bei der Berufswahl und –ausbildung
    Die geringe Dauer der Konzentration und Ausdauer macht es den Jugendlichen mit AD(H)S oft schwer, einen Beruf zu wählen, bzw. sich ausbilden zu lassen. Dazu kommen im Jugendalter oft noch Antriebslosigkeit und Interesselosigkeit, was die Berufswahl zusätzlich noch erschwert.
  • Hang nach Extremen
    Auf den ersten Blick wirken Jugendliche mit AD(H)S selbstbewusst und von sich überzeugt, aber hinter dieser „Maske“ verstecken sich oft eine große Verletzbarkeit und der Wunsch „so zu sein wie die Anderen“. Mädchen fixieren sich dann oft sehr extrem auf Äußerlichkeiten und glauben, dass sie von anderen abgelehnt werden, weil sie nicht perfekt sind. Diese Ablehnung und der Wunsch perfekt zu sein führt oft zu Ess-Störungen oder einem Hang zur Selbstverletzung. Häufig haben Jugendliche mit AD(H)S den Drang zum Extremen. Manche lassen sich zum Beispiel extrem piercen oder tätowieren, andere suchen das Extreme durch die Einnahme von Drogen, oder anderen gefährlichen Aktivitäten, wie zum Beispiel „U-Bahn-Surfen“.

Auswirkung auf die Psyche

Jugendliche mit AD(H)S sind häufig stimmungslabil. Oft treten ohne erkennbaren Grund depressive Verstimmungen auf, die bis zu Selbstmordgedanken reichen. Jugendliche mit AD(H)S reagieren mit heftigen Gefühlen. Wenn sie verliebt sind, haben sie ein starkes Bedürfnis nach Harmonie. Da Jugendliche mit AD(H)S oft nicht sehr empathisch sind, wird der Partner/ die Partnerin durch Eifersucht kontrolliert. Häufig besteht eine Angst vor dem Verlassen werden und deshalb ziehen sich Jugendlich schon im Vorfeld zurück.

Begleitsymptome

  • Depression
    Depression ist die häufigste zusätzlich auftretende Krankheit.
  • Bettnässen
    Da Kinder und Jugendliche mit AD(H)S einen so tiefen Schlaf haben, dass sie vom Reiz ihrer vollen Blase nicht aufwachen, kann es vorkommen, dass sie bis ins Jugendalter ins Bett nässen.
  • Weglaufen von Zuhause
    Häufig sind Kinder und Jugendlichen mit AD(H)S, diejenigen, die sich z.B. mit ihrem schlechten Zeugnis nicht nach Hause trauen, sondern eher weglaufen oder einen Suizidversuch unternehmen. Dabei kann es sich um einen ungeplanten, impulsiven Akt handeln.

Möglichkeiten der Therapie

Medikamentöse Behandlung

Eine mögliche Form der Therapie ist die Einnahme von Medikamenten. Die Einstellung der Medikamente muss unbedingt von einer/m Fachärztin/-arzt erfolgen, da es nicht immer einfach ist und langwierig sein kann, das jeweils passende Medikament und die angemessene Dosis zu finden. Die Medikamente haben Nebenwirkungen. Die häufigsten anzutreffenden Nebenwirkungen sind Schlaflosigkeit, Magenschmerzen und Appetitlosigkeit.

Alternative oder ergänzende Behandlungsmethoden

Unterstützend zu den Medikamenten oder ergänzende Behandlungsmöglichkeiten sind Psychotherapie (speziell Verhaltenstherapie), heilpädagogisches Reiten, Physiotherapien, Ergotherapie, Sport und für eine bessere Körperwahrnehmung Kinesiologie.